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Zukunftsträchtig: Fitness studieren

Hallescher Professor modernisiert ernährungswissenschaftliche Ausbildung/ Doktortitel weltweit einmalig

Wer sich für ein Studium der Ernährungswissenschaften entscheidet, muss meist eher betuliche Aspekte der Hauswirtschaft büffeln. Anders an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Erstmals orientieren sich die Lehrinhalte hier vor allem an den medizinischen Aspekten. Der Fachbereich kann sich vor Interessenten kaum retten. Und eines von bundesweit zwei ernährungswissenschaftlichen Zentren entsteht folgerichtig in Halle.
Halle (Saale). Was mit 25 Studenten eher bescheiden begann, ist innerhalb von nur zwei Jahren zu einem Riesen-Unternehmen geworden. Allein in diesem Herbstsemester bewarben sich 430 Abiturienten aus ganz Deutschland für den Studiengang Ernährungswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Anfangen durften 50, handverlesen.
"Bei so viel Interesse können wir uns die Leute wirklich aussuchen", freut sich Klaus Eder, Vater des Boomfaches, der mit 39 Jahren noch immer zu den Jüngsten in Deutschlands Professorengilde zählt.
Woher aber kommt die Begeisterung für Ernährungswissenschaften? Zum einen spiele gesunde Ernährung und körperliche Fitness in der Gesellschaft eine immer größere Rolle, konstatiert Eder. Zum anderen ist die Ausbildung in Halle in ihrer Form deutschlandweit immer noch einmalig. Denn nur hier hören die künftigen Ernährungswissenschaftler im Grundstudium viele Vorlesungen gemeinsam mit Medizinstudenten. "Damit geben wir unseren Studenten eine eher medizinische Perspektive auf ihr Fachgebiet", so Professor Eder. In der bisherigen Ausbildung von Ernährungswissenschaftlern in Deutschland kam dieser Bereich viel zu kurz. So werden an anderen Unis auch heute noch statt Anatomie und Physiologie eher hauswirtschaftliche Aspekte vermittelt.
Die Studenten eine "allesamt ein gewisser Hang zur gesunden Lebensweise, und klare Vorstellungen von dem, was sie wollen", beschreibt Eder sein Auditorium. Zu 90 Prozent besteht seine Hörerschaft aus Frauen. Viele von ihnen haben vorher bereits eine Ausbildung absolviert, so wie Anja Bettzieche, die als gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau an die Uni kam.
"Genau das ist es", dachte sie, als sie 1999 erstmals in der Zeitung über den Studiengang las. Und "genau das ist es", denkt die Studentin - mittlerweile im siebten Fachsemester - auch heute noch. Denn Ernährungswissenschaftler sind sowohl in Krankenkassen, Kurkliniken, bei Pharmafirmen und sogar in der Produktentwicklung bei Lebensmittelkonzernen gefragt.
In den vergangenen Semesterferien stand Anja Bettzieche fast täglich im Labor, um sich auf ihre Diplomarbeit vorzubereiten, in der sie den Einfluss von oxydierten Fetten auf die Synthese von Schilddrüsenhormonen untersuchen will. Probleme dieser Art gehören zum zentralen Forschungsfeld der halleschen Ernährungswissenschaftler: "Im günstigen Fall kann durch diese spezialisierte Forschung die Zahl ernährungsbedingter Krankheiten zurück gehen", hofft die 26-Jährige.
Wenn alles gut läuft, wird die gebürtige Hallenserin im Juli kommenden Jahres zu den ersten Absolventen des halleschen Studiengangs gehören. Und dann? "Ich würde gern in der Ernährungsforschung arbeiten", verrät sie, "vielleicht nehme ich vorher noch meine Doktorarbeit in Angriff". Nach erfolgreicher Promotion würde sie mit einem weltweit einzigartigen Doktortitel dekoriert werden: dem "Dr. troph." Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich das griechische Wort "trophos", auf gut Deutsch: Ernährung.
Der Titel wurde extra für Promotionen im neuen halleschen Boom-Fach aus der Taufe gehoben. Bis dato promovierten Ernährungswissenschaftler zum Doktor der Landwirtschaft, also zum Dr. Agr. "Dieser Abschluss entspricht aber kaum dem Profil unserer Ausbildung", meint Eder und setzte sich beim Kultusministerium für die Schaffung eines neuen Abschlusses ein. Im vergangenen Jahr wurde er erstmals an eine Doktorandin vergeben.
Die Forschung am personell eher schmal besetzten Institut für Ernährungswissenschaften läuft bereits auf vollen Touren. Obwohl es bisher mit nur einer spezifischen Professur für den Ernährungsbereich ausgestattet ist (eine zweite steht kurz vor der Berufung und eine dritte ist avisiert), stehen 25 Doktoranden in Lohn und Brot, alle sind über selbst angeschobene Projekte beschäftigt. Eders jüngster Coup: Eines von bundesweit zwei ernährungswissenschaftlichen Zentren soll in Halle entstehen. Dort sollen Forschung und Lehre auf diesem Gebiet auch räumlich konzentriert werden. Damit geht für Eder ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Am Ziel seiner Wünsche sieht sich der sympathische Bayer in seiner Wahlheimat Halle noch lange nicht: "Hier gibt es für mich noch viele Herausforderungen". Auch deshalb hat er kürzlich einen Ruf an die Universität Jena ausgeschlagen.

Schokolade schützt vor Herzinfarkten

Naschkatzen haben ihre Freude an dem Forschungsergebnis von italienischen und britischen Forschern. Sie fanden heraus, dass Schokolade so genannte Antioxidantien im Blut entstehen lassen, die das Herz-Kreislaufsystem schützen. Was Schokoladenliebhaber weniger gern hören: die gesundheitlich positive Wirkung findet sich nur bei bitterer Schokolade. Die vielen besser schmeckende Milchschokolade schützt nicht. Milchproteine zerstören die Antioxidantien.


Kategorie: Forschung